Democrazia Cristiana

Democrazia Cristiana
Democrazia Cristiana,
 
Abkürzung DC, deutsch »Christliche Demokratie«, italienische Partei, gegründet 1942 unter der Führung von A. De Gasperi im Widerstand gegen den Faschismus, orientierte sich in ihren Anfängen gemäß den »Ideen zum Wiederaufbau« von De Gasperi und dem »Programm von Mailand« (1943) als Nachfolgerin des Partito Popolare Italiano (PPI) an der katholischen Soziallehre. Die DC war die führende Kraft im »Comitato di Liberazione Nazionale« (CLN; »Nationales Befreiungskomitee«), das 1943-45 den Widerstand gegen den Faschismus trug.
 
Die Verbindung von gewerkschaftlichen Gruppen, die einen gesellschaftlichen Umbau Italiens anstrebten, und konservativen Kräften, die sich um die »Katholische Aktion« gruppierten, stellte die DC auf eine breite politisch-soziale Grundlage, führte aber auch zur Bildung innenparteilicher Gruppen, der »Correnti« (»Strömungen«), die eine einheitliche Willensbildung erschwerten. Gestützt auf die Hausmachtpositionen ihrer Führer, verfügten diese innenparteilichen »Fraktionen« über jeweils eigene Organisationen, Geldquellen und publizistische Organe. Die DC stützte sich gesellschaftlich besonders auf ein Netz berufsbezogener, sozialer und religiöser Organisationen des Katholizismus.
 
Auf dieser Grundlage entwickelte sich die Partei seit 1945 zur stärksten Gruppe im italienischen Parteienfeld und stellte bis 1981 ununterbrochen den Ministerpräsidenten: u. a. A. Segni (1955—57, 1959/60), A. Fanfani (1962/63), A. Moro (1963—68), M. Rumor (1968—70). Nach dem Verlust der 1948 gewonnenen absoluten Mehrheit der Mandate war sie seit 1953 bei der Regierungsbildung von der Mitarbeit anderer Parteien abhängig. Dabei kam es immer wieder zu innenparteilichen Auseinandersetzungen über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit rechten beziehungsweise linken Parteien. In den 70er- und beginnenden 80er-Jahren sah sich die Partei angesichts der verschärften innenpolitischen Konflikte wachsenden Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung und -Führung ausgesetzt. 1976-79 leitete G. Andreotti eine Regierung, die parlamentarisch von den Kommunisten abhängig war, bis der Parteitag der DC 1980 gegen diese Zusammenarbeit entschied. In der Folgezeit beschränkte sich die Politik der »Öffnung nach links« auf die Beteiligung der Sozialisten an der Regierung. 1981/82 und 1983-87 musste die DC auf das Amt des Ministerpräsidenten verzichten, blieb aber Mitglied einer Regierungskoalition. 1987 gewann sie noch einmal 34,3 % der Stimmen, doch wiesen die wechselnden Kabinette (u. a. unter G. Goria, C. De Mita, Andreotti) auf den Verschleiß der Partei hin. Die Wahlen im April 1992 brachten mit 29,7 % das niedrigste Ergebnis seit Bestehen der DC. Die Staatskrise, die im Frühjahr 1992 Italien erfasste, war auch eine Krise der DC. Reformversuche, u. a. von M. Segni, scheiterten. Unter dem Vorwurf parteipolitischer Verflechtungen mit der organisierten Kriminalität in Italien und persönlichen Verstrickungen von DC-Politikern in Korruptionsvorgänge löste sich die Partei am 18. 1. 1994 offiziell auf. Nachfolgegründungen sind der Partito Popolare Italiano (PPI), das Centro Cristiano Democratico (CCD), der Patto Per L'Italia, die Cristiani Democratici Uniti (CDU).
 
 
G. Galli: Storia della DC (Rom 1978);
 M. Di Lalla: Storia della DC, 3 Bde. (Turin 1980-82).

Universal-Lexikon. 2012.

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